Solo für Licht 2011

Solo für Licht 2011 — Close your Eyes

April 2011
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Filmbild:1 Filmbild:2 Filmbild:3

Von morgens bis mitternachts

Stummfilm live

Sa 2.4. / 18 Uhr / GRASSI
Eintritt 12,- / 10,- €

Live-Begleitung: Franz Danksagmüller (Kinoorgel)

D 1920
Regie: Karlheinz Martin
Drehbuch: Karlheinz Martin, Herbert Juttke, nach dem Drama von Georg Kaiser
Kamera: Carl Hoffmann
Darsteller: Ernst Deutsch, Erna Morena, Hans Heinrich von Twardowski, Eberhard Wrede, Roma Bahn
deutsche Zwischentitel
Rekonstruktion: Filmmuseum München
Laufzeit: 79 min

Georg Kaisers expressionistisches Theaterstück über den Kassierer einer Bank, der eines Tages aus seiner bürgerlichen Existenz auszubrechen versucht, wurde von Regisseur Karlheinz Martin in einem konsequent expressionistischen Gestus umgesetzt. Die Radikalität seiner Inszenierung verschreckte seinerzeit die Kinobranche, so dass der Film keinen Verleiher fand und nie in die deutschen Kinos gelangte. Die Low-Budget-Produktion, die eine deformierte Welt zeigen sollte, wirkte zu Beginn der 20er Jahre schrill, fremd und unkonventionell. Selbst das schockgeübte Berliner Metropolenpublikum verweigerte sich. Außer in Japan, dem Land des Holzschnittkünstlers Hiroshige und des No-Theaters, fand der Film, weil er über Zeit und Stil weit hinausging, kaum Beachtung. Martin bezog die Mittel seiner Inszenierung nicht nur aus der Interpretation des Theaterstücks oder aus dem Widerspruch gegen das bürgerliche Repertoiretheater und der Erprobung neuer Spielstätten. Der Film kann auch als Auseinandersetzung mit den zeit- und materialbedingten Beschränkungen des Mediums verstanden werden. Er ist unräumlich, unfarbig und stumm; doch gerade diese Mängel sollten nicht verborgen oder gar künstlich kaschiert, sondern sichtbar gemacht werden. Angekündigt als "der erste Film, der in den Urfarben Schwarz und Weiß abrollt", wurde das Bewegungsbild in die reine Antithese Schwarz-Weiß eingezwängt wohl im Hinblick auf die generelle Unfarbigkeit des damaligen Films, die hier in letzter Konsequenz durchgespult und -gespielt werden sollte. ist der Versuch des experimentierfreudigen Martin, einen sprachlich so eigenwillig präformierten Text optisch neu zu organisieren. Entstanden ist ein Film, dessen Stärke in seiner einzigartigen Bildhaftigkeit liegt: Es wurden Bilder geschaffen, die das Wort fast gänzlich zu verdrängen vermochten und sich durch ihre schlagwortartige Gestaltung einprägen mussten. (1)

Franz Danksagmüller studierte Orgel, Komposition und Kirchenmusik an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien sowie elektronische Musik in Linz. 1994 erhielt er den Würdigungspreis des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung und ist außerdem Preisträger mehrerer internationaler Wettbewerbe. Er unterrichtete an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien und war von 1999 bis 2005 Domorganist in St. Pölten. Seit Oktober 2005 ist er Professor für Orgel und Improvisation an der Musikhochschule in Lübeck. Franz Danksagmüllers Kompositionen umfassen Kammermusik, Musik für Orgel, Chor und Elektronik sowie Film- und Theatermusik.

in Kooperation mit dem Grassi – Museum für Musikinstrumente

(1) Quelle: Edition Filmmuseum

Copyright Stills: Filmmuseum München